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News - Blog Post

Transalp 2021 - mein Erfahrungsbericht

Aktualisiert: 30. Okt. 2021

Hallo liebe Kaffeefahrer,


ich möchte euch gerne nachträglich an meiner diesjährigen Rennradreise, einer Alpentour von Garmisch zum Gardasee, teilhaben lassen. Zunächst mal eine Antwort auf die Frage, warum ich das Ganze überhaupt gemacht habe (wobei sich die Frage für einen passionierten Radsportler eigentlich nicht stellt).


Wer mal mein Member-Profil beim CCC besucht hat, findet dort unter der Frage nach meinem persönlichen Radtraum die Antwort „ein Ost-West Transalp“. Seit ich vor 12 Jahren mit dem Radsport begonnen habe, begleitete mich der Reisebericht eines Radsportlers im Tour Magazin, der 2010 eine Rennradtour von Wien nach Marseille gemacht hat. Die Eckdaten: 2.200km Strecke, 43 Pässe, 43.000 Höhenmeter. Diese Route nachzufahren ist seitdem ein Traum von mir, bzw. mein langfristiges sportliches Ziel geworden. Um solch ein Ziel zu realisieren, muss man halt auch irgendwann anfangen, dafür zu trainieren. Wer über 43 Alpenpässe will, sollte dann am besten in den Alpen trainieren.


Die Hügel der Eifel und des bergischen Landes sind ja nur bedingt dazu geeignet, 20km lange Auffahrten mit 1.500 Höhenmetern zu simulieren. Also habe ich für den Juli 2021 einen geführten Transalp über 6 Etappen von Garmisch zum Gardasee beim Veranstalter Bike4Passion gebucht. Die Route hatte eine Länge von 500km mit ca. 10.000 Höhenmetern. Begonnen hat das Abenteuer Transalp mit der Anreise am 10. Juli nach Garmisch im strömenden Dauerregen, abends gab es das Kennenlernen mit den anderen 8 Teilnehmern und den beiden Tourguides beim gemeinsamen Abendessen. Das Grüppchen bestand aus zwei Frauen und sieben Männern im Alter von 16-62 Jahren, ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, jeder aber sehr sympathisch und teamfähig.


1. Etappe: Garmisch (D) – Imst (A) (87km / 1.400Hm)

Nachdem es die ganze Nacht durchgeregnet hatte, startete die Etappe um 9:30h pünktlich zum nachlassenden Regen. Zum Auftakt ging es über Mittenwald und den Buchener Sattel hinunter nach Telfs, dann ein ganzes Stück durchs wunderschöne Inntal. Nach ca. 30 Kilometern verließen wir das Tal Richtung Imst, dem Etappenziel. Unser Hotel lag am Anfang der Auffahrt zum Hahntennjoch (ca. 14km, 1.100Hm bei durchschnittlich 8% Steigung). Meiner spontanen Initiative, nach der Ankunft in Imst auch noch diesen wenig befahrenen Pass in einem gemütlichen Tempo zu erklimmen, wollte sich dann doch niemand, ob der nicht einzuschätzenden Belastung der kommenden Tage, anschließen.


2. Etappe: Imst (A) – Nauders (A) (73km / 1.700Hm)

Bei strahlendem Sonnenschein und sommerliche Temperaturen ging es von Imst Richtung Wenns los. Von dort begann die Auffahrt zur Piller Höhe (16km, 850Hm), die Passhöhe auf 1.558m bietet einen fantastischen Ausblick übers Oberinntal. Nach einer rasanten Abfahrt fuhren wir wieder ein Stück entlang des Inns, um dann bei Altfinstermünz für einige Kilometer in die Schweiz abzubiegen. Von Martina aus ging es in die letzte Steigung des Tages, auf die Norbertshöhe (6,5km, 430Hm), bevor wir nach einer kurzen Abfahrt den Wintersportort Nauders, unser Etappenziel, erreichten.


3. Etappe: Nauders (A) – Zernez (CH) (77km / 1.830Hm)

Zu Beginn fuhren wir von Nauders aus über den Reschenpass (Passhöhe 1.513m) und entlang des legendären Reschensees. Es folgte eine Abfahrt ins Vinschgau, von dort ging es Richtung Schweiz durchs Müstairtal, um via Santa Maria den Ofenpass (13,5km, 800Hm) zu erklimmen. Während der gesamten Auffahrt zur Passhöhe auf 2.149m fuhren wir durch sintflutartigen Starkregen und Gewitter. Positiv betrachtet, waren wir bekloppten Radler wegen des Unwetters fast die einzigen, die an diesem Tag den Ofenpass hinauffuhren, was einen ganz speziellen Reiz hatte. Oben angekommen ​hörte das Unwetter schlagartig auf. Wir wechselten die nasse Kleidung am Begleitfahrzeug, zogen die Windjacken an und begaben uns auf die 22km lange Abfahrt zum Etappenziel Zernaz im Engadin, das wir bei Sonnenschein erreichten.


4. Etappe: Zernez (CH) – Aprica (I) (103km / 1.812Hm)

Am Morgen führte uns die Route bei trockenem Wetter entlang des Inns durchs wunderschöne Engadin Richtung St. Moritz. Kurz vor St. Moritz bogen wir nach Westen ab, passierten den Skiort Pontresina und erklommen das Dach dieser Alpentour, den Berninapass (2.330m), der sich eingerahmt von mächtigen 4.000ern nach oben schlängelt. Bei 6°C auf der Passhöhe setzte Regen und Hagel ein, der uns auf der 37km langen Abfahrt (Abstieg von fast 1.900Hm) nach Tirano durchweg begleitete und uns zu einer Pause in einer eigentlich vor Steinschlag schützenden Gallerie zwang. Dort passierte uns von Tirano kommend eine Trainingsgruppe des Teams Israel start up nation mit Begleitfahrzeug, schön in kurz/kurz mit offenem Trikot und stoischem Gesichtsausdruck bergauf ins Unwetter rasend. Radprofi zu sein ist auch nicht immer ein Traumjob. Während die Hälfte unserer Gruppe wetterbedingt diesen Streckenabschnitt lieber im Begleitfahrzeug fortsetzte, machten wir uns zu viert auf die restliche Abfahrt vorbei am Poschiavosee nach Tirano in Italien. Dort angekommen erreichte das Thermometer wieder sommerliche 24°C und wir fuhren, jetzt wieder vollzählig, durchs malerische Veltiner Tal. Zum Abschluss der Etappe ging es dann von Stazzona aus den Passo dell ́Aprica hinauf (11,5km, 800Hm). Der Ort Aprica war schon wiederholt Etappenziel des Giro d ́Italia und es fühlte sich gut an, auf den Spuren italienischer Radsporttradition zu fahren.


5. Etappe: Aprica (I) – Madonna di Campiglio (I) (85km / 2.300Hm)

Diese Etappe begann mit einer kurzen Abfahrt von Aprica nach Edolo unter trockenen Bedingungen, von da bogen wir ins Valcamonica-Tal in der Lombardei in Richtung Ponte di Legno. Dort begann der 9km lange Aufstieg zum Passo del Tonale bis zur Passhöhe auf 1.884m. Die folgende 15km lange Abfahrt durch das Val di Sole nach Fucine war mit die schönste der ganzen Tour, die flüssigen und gleichmäßig geschwungene Kurven ließen einen beim flüchtigen Blick aufs Tempo kurz erschrecken, das sich zwischen 70 und 80 km/h einpendelte. Bei einsetzendem Regen begann von Dimaro aus der Aufstieg zum Passo Campo Carlo Magno (14,5km, 950Hm), dessen erste Hälfte mit durchschnittlich 8% Steigung schon anspruchsvoll ist. Auf der Passhöhe angekommen, rollten wir nur noch zwei Kilometer zu unserem Etappenziel, dem Skiort Madonna di Campiglio.


6. Etappe: Madonna di Campiglio (I) – Riva del Garda (I) (73km / 1.500Hm)

Bei Traumwetter starteten wir unsere finale Etappe zum Gardasee, zunächst ging es nach einer flotten Abfahrt nach Carisolo durch das Val Rendena zum Passo Daone (6km, 634Hm). Dieser sehr wenig befahrene Pass war Bestandteil der 15. Etappe des Giro d ́Italia 2015, die Steigung auf den ersten 5 Kilometern der Auffahrt ist durchgehend zweistellig, in der Spitze 14-17% auf einem 400m langem Abschnitt. Es folgte eine tolle Abfahrt nach Preore, von wo aus es auch schon direkt in den Aufstieg zum Passo Durone (6,4km, 507Hm) ging. Über ein letztes Hügelchen, den Passo Ballino, ging es über eine kurvenreiche Abfahrt zum Zielort des Transalps, nach Riva am Gardasee. Wenn man sich dann noch am Ufer des Gardasees spontan mit dem CCC-Fahrer Michael aus Bad Honnef auf ein kaltes Bier trifft (s. Beweisfoto ,-)), kann man eigentlich nur von einer rundum gelungenen Rennradreise sprechen.


Fazit: Es war eine tolle Reise mit einer gut harmonierenden Gruppe durch beeindruckende Landschaften, die mich meinem mittelfristigen Ziel, den Eingangs erwähnten Ost-West Transalp, ein Stück nähergebracht hat. Das mir vorher unbekannte Klettern im Hochgebirge hat seinen Schrecken verloren, ich habe großen Gefallen daran gefunden und freue mich auf neue Herausforderungen auf diesem Terrain.


Zum Schluss eine kleine Anregung: Vielleicht ist es ja mal eine Idee, in Zukunft mit ​dem Café Cycle Club auch mal eine mehrtägige Tour zu veranstalten. Ich könnte mir vorstellen, dass es dafür bestimmt einige Interessierte gibt.


In diesem Sinne, Groetjes, Watts & Coffee:

Euer Markus



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