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News - Blog Post

Racing neu interpretiert: Rad Race 120

Autorenbild: Andreas FrankAndreas Frank

Who cares about the "Startblock"?


Es sollte etwas anders als die anderen Radsportevents sein, haben sie gesagt. Flippiger. Mehr auf locker, aber dennoch mit der nötigen Würze. Hat es das gehalten? Sagen wir mal so, wenn Du beim Zieleinlauf mit Deinem Rad zusammen in den dichten Rauch der Bengalischen Feuer gehüllt wirst und der Mann am Mikrofon einen Spruch nach dem anderen raushaut, dann hast Du die Antwort erhalten…


Wir haben beim Rad Race 120 in Sonthofen gleich mehrere Dinge gelernt. Erstens wissen wir jetzt wie schön das Allgäu sein kann. Zweitens haben wir zu spüren bekommen, dass es nicht immer die Alpen sein müssen, um ans Limit zu gehen.

Der Anreisetag, man ahnt es, hatte wieder einmal gleich das erste Highlight zu bieten. Während ein Teil der Truppe sich bereits auf die erste kleine Erkundungsrunde begab, bereiteten andere sich lieber mit Kuchen auf das kommende Wochenende vor. Positiver Nebeneffekt bei der Kuchen-Fraktion, sie entdeckten eine wundervolle Location fürs abendliche Team-Dinner.


Nach dem gemeinsamen Abholen der Startunterlagen und dem Riders-Briefing begab man sich in die Schlosswirtschaft ins Schloss Immenstadt. Und wie es sich für eine ordentliche Vorbereitung aufs Bergzeitfahren am Samstag gehörte, stärkte man sich mit zünftigem Essen und dem ein oder anderen Kaltgetränk.


Es war Samstagmorgen. Wir brachen zu einer kleinen Aktivierungsfahrt auf, ehe am Nachmittag der CCC an der Reihe war, sich die 4,3 Kilometer lange Strecke hinaufzuschrauben, um beim Bergzeitfahren den Startblock zu bestimmen, aus welchem man am Sonntag ins Rennen starten durfte. Und wie ein CCC Groupride eben so abläuft, wir kehrten selbstverständlich nach 40 km und dem Überwinden des Oberjoch Passes zur Kuchenpause ein. Die Beine waren nun locker und der Geist bereit. Dachten wir…


Um 17.12 Uhr genau sollte es so weit sein. Von der Startrampe runter und durch den Sprecher angekündigt, ging es fürs Team dann los. Wie weit konnten diese gut 4 km schon sein? Einmal auf die Zähne beißen und schon ist’s vorbei – Pustekuchen. Gleich 200 Meter nach dem Start stand sie vor uns, „eine Wand“ von 15 Prozent. Zwar nur wenige hundert Meter lang. Aber einen Fehler machten ausnahmslos alle. Sie gingen es zu schnell an. Vielleicht deshalb, weil es für die Zuschauer im Startbereich gut ausschauen sollte, vielleicht aber auch aufgrund einer gewissen Selbstüberschätzung. Mit gut 5,5 W/kg im Wiegetritt in dieses Zeitfahren zu starten, ist vermutlich für Pogacar und Co eine gute Idee, nicht aber für die Teilnehmer einer Jedermannveranstaltung. Zwar erholte sich der ein oder andere noch einmal etwas besser davon in den folgenden Kehren als der andere, gemein hatte sie oben angekommen aber eins. Nämlich einen „sparsamen“ Gesichtsausdruck und erstmal keine Luft, um darüber zu sprechen. Was bleibt ist dennoch das Erlebnis auf den letzten Metern von so vielen fremden Menschen angebrüllt worden zu sein, dass man den 190er Puls kurzzeitig vergessen hatte. Und wie eigentlich immer beim CCC, nehmen wir in erster Linie eine tolle Erfahrung mit und weniger ein Ergebnis.


So standen wir folglich am Sonntagmorgen in Sonthofen mit dem ganzen Team an der Startlinie. Ja gut, es hatte am Vortag nur zu Starblock C gereicht. Aber wir werden gleich erfahren, warum auch das seinen Reiz haben kann. In so einem Rennen triffst Du halt immer viele Entscheidungen. Und eine davon ist, wann pushst Du und wann musst Du darum kämpfen, dranzubleiben. Da die ersten 30 Kilometer eher flach verliefen, machten wir uns unsere Teamgröße zunutze und entschieden uns dafür, den Zirkus am Start mal etwas von hinten aufzumischen. Der CCC-Zug setze sich in Bewegung und sobald nach den 6 km neutralisierter Startphase der nötige Platz entstanden war, gab es nur noch ein Motto: Attacke! Spätestens wenn Du vorne auf dem Tacho die 5 siehst, weißt Du, heute ist kein Coffee-Ride mehr. Die Beine laufen einfach von alleine, den Rest macht das Adrenalin. Und wenn Du dann noch Bartosz B. dabei hast, dann können sich alle, die kein Arabica tragen, warm anziehen. Startblock C war nach 15 Minuten Geschichte. Die etwas weiter vorne gestarteten Leute aus B hätten uns alsbald im Rückspiegel gesehen. Wenn sie denn einen gehabt hätten. So jedoch, mussten auch sie schnell feststellen, dass mit Arabica heute zu rechnen war. Irgendwann mussten wir dann selbst die Frage stellen, wo wir uns überhaupt inzwischen im Feld befanden. Ein fremder Mitstreiter verriet uns, dass er selbst weit vorne aus Block B gestartet war – Musik in unseren Ohren. Wir bedanken uns artig für die Auskunft und taten, was wir seit 25 km schon taten…

Dieses Rad Race im Allgäu kommt natürlich nicht ohne Höhenmeter aus. Daher wurde der CCC-Zug nicht durch die Konkurrenz gestoppt, sondern durch die erwarteten ersten Anstiege. Unser Plan ging also vollends auf. Erst Meter in der Gruppe machen und dann am Berg individuell weiterfahren. So splittete sich das Team zwar etwas auf, dennoch fanden sich immer wieder CCCler zusammen, die auch am Berg miteinander fahren konnten. Mit dem Sausteig und dem Rohrmoossattel galt es, zwei kleinere Anhöhen gleich zweimal zu überwinden. Unterbrochen wurde dieses Unterfangen von dem „Endgegner“ – dem Riedbergpass. Es gibt ja diese Pässe, die auf dem Papier zwar gemein ausschauen, sich dann aber als weniger wild herausstellen. Hier war es genau anders herum. Wir waren dort und können es jetzt bestätigen – Komoot lügt! Die maximale Steigung von 16 Prozent ist das i-Tüpfelchen. Das größere Problem ist jedoch das „i“ unter dem Tüpfelchen. Nämlich die Tatsache, dass man selten weniger als 14 Prozent hat. So sieht man sehr viele Ketten sehr weit links über die Kassetten rollen und zuweilen auch nicht wenige Radler, die die volle Straßenbreite ausnutzen oder gar schieben. In der Mittagssonne hat man noch einen weiteren Gegner zu bekämpfen. Wasser hilft zwar etwas gegen die Hitze, wenn Du es Dir in den Nacken schüttest. Es fehlt dann aber im Körper. Und egal welche Option Du wählst, zunächst hast Du Dich in beiden Fällen dafür entschieden, es als Mehrgewicht mit in den Anstieg zu nehmen. Klingt nach einer „Lose-Lose-Situation“…


Wie so oft im Leben, wird man nach großer Anstrengung belohnt. Die Verpflegungsstation auf der Passhöhe erscheint wie eine Oase in den unendlichen Weiten der Sahara. Die Flaschen werden aufgefüllt und eine Banane wird für die nun folgende Abfahrt auch nicht schaden. Und diese kann man nun wirklich in vollen Zügen genießen. Breite Straßen und lange Kurven bergen nur eine Gefahr. Du musst bei guten 90 km/h die Konzentration behalten, da dieser Downhillabschnitt wenig technischen Anspruch hat. Also nicht abschalten und rollen lassen. Endlich.


Wie bereits erwähnt, ging es alsbald ein zweites Mal über den Sausteig und den Rohrmoossattel. Nach der Erfahrung am Riedbergpass jedoch, fühlte es sich dieses Mal so an, als hätte jemand die Steigung aus dem Berg genommen. Fünf und sieben Prozent verglichen mit den 16 zuvor, waren dann doch ziemlich entspannt zu meistern. Die abschließenden Kilometer ins Ziel sollten laut Navi allesamt flach verlaufen. Komisch nur, dass die Streckenführung dann mitten in einer kleinen Ortschaft endete, das Rennen aber noch nicht vorbei war. Man fuhr um die nächste Kurve, dann um die nächste und dachte sich, gleich muss doch da irgendwo dieser Zieltorbogen stehen. Er kam und kam aber nicht. Man hörte in der Ferne Musik, man hörte Menschen jubeln. Irgendetwas stand hier doch noch bevor. Nachdem man sich gedanklich bereits in den Ruhemodus begeben hatte, war der plötzliche Anblick des Zieleinlaufs etwas schockierend. Entweder sollte dieser Teil der Veranstaltung bis zum Schluss geheim bleiben oder die Streckenführung wies in der Planung und Übertragung einige Schwächen auf – wir werden es nicht erfahren. In jedem Falle galt es noch einmal, einige hundert Meter hinauf zu treten. Ohne die vorherigen 120 km wäre dies sicherlich kein Problem gewesen. So aber war es recht herausfordernd, sich die Strapazen unter den Augen hunderter Zuschauer nicht anmerken zu lassen. Egal, wir gaben alles! Und dann stand der Typ wirklich da, mit Bengalo in der einen Hand und dem Mikro in der anderen. Er empfing ausnahmslos jeden und jede, als hätte er oder sie soeben olympisches Gold geholt. Und man kann sagen, dass allen Absolventen dieser anspruchsvollen Strecke, dieses ehrwürdige Gefühl auch vollkommen zurecht zuteilwurde.


Rad Race 120 und der Café Cycle Club – zwei Institutionen die perfekt zusammenpassen. Großer Sport, Team-Spirit und das gewisse Etwas. Wir kommen definitiv wieder.

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