Ein Ritt über 406 Kilometer und 4.600 Höhenmeter muss keine Qual sein – im Gegenteil!
Der Juni 2022 startete im Café Cycle Club definitiv mit einem Jahreshighlight. Es stand ein Long Distance Ride über 406 Kilometer und 4.600 Höhenmeter an. Nicht alltäglich, aber bei Weitem auch nicht unmöglich.
Schon lange im Voraus hatten sich einige CCCler nicht nur den 11. Juni selbst, sondern gleich das ganze Wochenende dick im Kalender markiert. Denn eines war klar: Für viel mehr als Radfahren sollte an diesem Wochenende kein Platz sein. Grund dafür war der bislang längste Ride der noch jungen CCC-Geschichte. Logisch, dass man zu einem solchen Ride nicht bloß mit Trinkflasche und Riegel erscheint. So wurde in einer Videokonferenz alles genau besprochen. Abfahrtszeit und Ort, taktisch clevere Pausen-Spots in Anlehnung an das Streckenprofil, Verpflegungsliste sowie benötigtes Material und eventuelle Notausgänge in Form von Bahnhöfen wurden genau studiert. Denn die Tour ähnelte auf der Karte eher einem großen Kreis als einem Stern, sodass „Ausstiege“ eine Zugfahrt obligatorisch machen würden.
Am längsten Tag im Jahr, der zusätzlich noch bestes Wetter bereithielt, trafen wir uns letztendlich zu fünft um 03:45 Uhr in der Nacht an einem kleinen Parkplatz in Essen Velbert. Vier von uns begaben sich dann um 04:30 mit dem Rad auf die landschaftlich traumhafte Strecke. Unser Club Fotograf hat sich Bereit erklärt, das „Teamfahrzeug“ für diesen Tag zu fahren. Ein riesiger Vorteil auf solchen Distanzen, denen wir Pause für Pause mehr zu schätzen wussten.
Vom Start in Essen-Velbert ging es über Ennepetal und Brekerfeld weiter nach Meinerzhagen (100km). An Morsbach vorbei streiften wir den Westerwald und genossen bei Linz eine Fährfahrt über den Rhein (200km). Es folgte ein wundervoller Abschnitt zwischen Bad Neuenahr und Bad Münstereifel, wenngleich die Folgen des Hochwassers nicht spurlos an uns vorbeigingen und uns einige Gravel-Passagen in dieser Region nicht erspart blieben. Die Kilometer 200 - ca. 320 verbrachten wir in der Eifel, ehe die letzten gut 80 Kilometer wieder schön flach wurden.
Auf eher moderateren Abschnitten machten wir ca. alle 70 Kilometer eine Pause am Auto, nach bergigeren Stücken plünderten wir bereits nach 50 Kilometern den Kofferraum. Gaben wir uns zu Beginn noch mit klassischen Gels und Riegeln zufrieden, wurden die kulinarischen Ansprüche mit steigender Fahrtdauer allerdings höher.
So wirkte ein vorher zubereiteter Nudelsalat ebenso wahre Wunder, wie die pappigen Waffeln aus dem Discounter. Süßes Zeug wie Haribos „Pasta Frutta“ oder die klassischen Gummibärchen gingen sowieso immer.
Nach 300 Kilometern durften wir bei Kapellenmusik sowie einem Feuerwerk noch einem traditionellen Volksfest beiwohnen. Die ideale Gelegenheit für gefüllte Pizzabrötchen.
Weiter ging es durch beleuchtete Windparks hinein in eine warmem Sommernacht. Ein echtes Erlebnis.
Wir geben es zu: Spätestens nach 350 landschaftlich herausragenden Kilometern wird es – vorbei am Flughafenterminal sowie langsam endenden Abipartys bei Mönchengladbach - vom Kopf her zäh. Auch der gute Cheeseburger ist hier nur noch ein Tropfen auf den heißen Stein. Zwar im Unterlenker, aber sonst wie in Trance „klingelten“ (in Form von Rufen) wir alkoholisierte Halbstarke auf schwankenden „Gazellen“ von der Straße. Für ihre verwunderten Blicke kam allerdings tatsächlich Verständnis auf.
Die letzte Motivationsspritze erhielte wir aus eigenen Reihen, als gegen 02:00 nachts hinter uns jemand rief: „Der CCC bekommt Verstärkung“. Einer unserer Member hatte sich – nach Absprache mit dem Begleitfahrzeug - von der heimischen Party losgeeist, um uns ein paar Kilometer zu begleiten. Was für eine Aktion! Besten Dank nochmal. So vergingen die letzten 50 Kilometer auch irgendwann und wir standen um Punkt 04:00 Uhr und nach knapp 18 Stunden reiner Bewegungszeit wieder an unserem Startparkplatz in Essen Velbert. Ein wahres Déjà-Vu!
Wir wollen nicht drumherum reden. Ein solches Unterfangen ist anstrengend – ohne Frage. Gerade den eigenen Kopf muss man immer wieder beschäftigen und ablenken. Daher hier nochmal ein riesen Dank an das Team an diesem Tag sowie den ganzen Club, der uns über WhatsApp unterstützt hat. Mit euch wurde es nie langweilig.
Natürlich auch nochmal vielen Dank an Sven, der 24 Stunden lang Begleitfahrzeug, Fotograf, Pizzalieferant, Motivator und McDonalds in einem war. Mega Einsatz und alles andere als selbstverständlich. Ebenso gilt ein Dank Michael, für das Bereitstellen einer absoluten Traum-Route und auch Sebastian, für die Optimierung im heimischen Ahrtal.
Die Unternehmung hat mehreres gezeigt:
Für einen Long Distance Ride bedarf es weniger die stärksten Beine und die beste Kondition (auch wenn eine ordentliche Grundlage vorhanden sein sollte) als vielmehr ein gutes Team um sich herum, eine gründliche Vorbereitung, einen guten Kopf sowie Entschlossenheit und Willen. Außerdem wurde deutlich, dass es Interesse an Long Distance Rides im CCC gibt. Zeitgleich stellten sich nämlich weitere CCC Member erfolgreich der Ruhr2North Sea-Challenge (300km) sowie einer weiteren 300 Kilometer Tour (Solo).
Mit einer guten Truppe und Bock aufs Radeln muss man für solche Abenteuer nicht sein Leben lang Radfahren. Einfach mal aufsitzen und los!
Watts & Coffee
Hier ein paar Eindrücke vom "Tag im Sattel":
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